Psychosoziale Beratung und traumasensible Arbeit im Kontext politischer Verfolgung

Bis heute gibt es Beratungsstellen für Opfer der DDR-Diktatur – in Ost- und Westdeutschland. Menschen suchen bei psychosozialen Beratungen professionelle Hilfe, weil sie die hässliche, unmenschliche, zerstörerische Seite des Sozialismus in der DDR durch SED, Stasi und ihren Unterdrückungsapparat kennengelernt haben. Viele persönlich Betroffene können ihr Leben bis heute nicht ohne professionelle Beratung und Begleitung bewältigen. Wie bereiten sich ihre Berater*innen auf diese Gespräche vor? Wie verarbeiten sie sie? Welche Beratungsstrategien und -ansätze sind überhaupt hilfreich? Was tun, wenn sich herausstellt, dass sich die Folgen der Diktatur-Erfahrungen eventuell sogar von Eltern oder Großeltern auf nachfolgende Generationen übertragen? Um diese Situationen gut steuern zu können, müssen Berater*innen, ohne je selbst betroffen gewesen zu sein, sehr Besonderes leisten. Sie brauchen spezielles Wissen und praktische Kompetenzen, die dieser zweitägige Workshop vertieft.

Inhalt : 

Diese Weiterbildung liefert in vier Bausteinen Forschungs- und Erfahrungswissen mit einem konstruktiven Blick auf Ihre Rolle und Ihr Instrumentarium als Beratungsprofi.

Baustein 1:       Dialogische Einheit zur Einführung: Eigene Erfahrungen in der Beratungstätigkeit (mit Curt Stauss)

Baustein 2:      Die Langzeitwirkungen von Traumatisierungen und Unrechtserfahrungen in der DDR – Bedeutung für eine eine traumasensible Beratung (mit Heide Glaesmer)

Baustein 3:       Spezifische Fragestellungen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit Entschädigung und Rehabilitierung (mit Burkhard Bley)

Baustein 4:       Beratungserfahrungen für systemisch Zugehörige zu traumatisierten Personen - Hilfesysteme und Behandlungsmöglichkeiten (mit Anne Drescher)

Baustein 5:       Erwartungen an Selbsterfahrung, Supervision und Begleitung (mit Hartmut Storrer)

Gesamtmoderation: Hartmut Storrer

Zielgruppe

Der Workshop richtet sich an in der Beratung tätige Fachkräfte:

  • die Mitarbeiter*innen in Beratungsstellen sind und u.a. Diktatur-Opfer und ihre Angehörigen beraten und begleiten
  • Berater*innen in psychosozialen Beratungsstellen, die sich bereits einen Zugang zu den besonderen Anforderungen an Diktatur-Folgen-Beratung erarbeitet haben
  • Berater*innen in Biografie orientierten Beratungsstellen

Der Workshop ist eher nicht für Personen geeignet, die sich aus der Betroffenenperspektive zwar mit dem Themenkomplex auseinandergesetzt haben, aber deshalb in ihrer professionellen Distanz naturgemäß stark eingeschränkt sind.

Methoden:

Der 2-tägige Präsenz-Workshop lebt vom umfangreichen Erfahrungs- und berufspraktischen Wissen seiner Referentinnen und Referenten. Sie sind ausgewiesene Expert*innen in ihren Handlungsfeldern. So finden:

  • Wissensvermittlung in Vortragsform,
  • dialogische Reflektion und
  • Diskussion in verschiedenen Formaten

statt.

Dieser zweitägige Workshop ist Auftakt für einen noch im Jahr 2025 geplanten Zertifikatskurs.

Termin

11.-12.02.2025

Tag 1:   10:30 Uhr – 18:30 Uhr

Tag 2:   09:00 Uhr – 14:00 Uhr

Anmeldung

bis 20. Januar 2025

Ort

Katholische Fachhochschule für Sozialwesen Berlin
Köpenicker Allee 39-52, 10318 Berlin

Übernachtungstipp: Das „Alleehotel“ Köpenicker Allee 60-62, 10318 Berlin (2 min. Fußweg, mit sehr günstigen Preisen)

Leitung

•        Curt Stauss, Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland für Seelsorge und Beratung für Opfer der SED-Kirchenpolitik, evang. Pfarrer, Vors. d. Fachbeirats Diktatur-Folgen-Beratung an der KHSB, Beiratsmitgl. im Forschungsverbund „Diktaturerfahrung und Transformation. Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren“; Fach- und Arbeitsgebiet: Versöhnung politisch und theologisch, Vergebungsarbeit, interreligiöse und Traumaseelsorge

•        Hartmut Storrer, ehem. Bürgerrechtler der DDR, Dipl. Sozialarbeiter/ -pädagoge, Lehrbeauftragter an der KHSB, (FH), Supervisor - Erweiterte mediationsanaloge Supervision (EMS) Mitgl. d. Fachbeirats Diktatur-Folgen-Beratung an der KHSB

•       Prof. Dr. Heide Glaesmer, stellv. Abt.-Leiterin Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie und Leiterin der Arbeitseinheit »Psychotraumatologie und Migrationsforschung der Universität Leipzig, Fachgebiete u.a.: Aufarbeitung von Heimerziehung und Zwangsadoptionen in der DDR

•       Burkhard Bley, Dipl.-Kulturwissenschaftler,

Landesbeauftragter für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Anne Drescher, ehem. Bürgerrechtlerin der DDR und Historikerin, von 2013 - 2023 Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern

Kosten

270,00 (inkl. Service: Getränke, Obst)

  • Alumni der KHSB erhalten einen Rabatt in Höhe von 10 %.

Für die Teilnahme an diesem Workshop können Sie nach Berliner Hochschulgesetz (BerHG) ihre Bildungszeit nutzen.

Zur Anmeldung

Foto: KHSB

Kontakt

Heike Mielke
Telefon: +49 30 50 10 10 370

Kontakt: E-Mail