Rede der DAAD-Preisträgerin Martina Lucchetta

Das Auswahlgremium der KHSB hat Martina Lucchetta aus Italien als Preisträgerin ausgewählt. Sie hat ihr Zweitstudium im Bachelorstudiengang Heilpädagogik im Wintersemester 2019/20 an der KHSB begonnen. Derzeit schreibt sie an ihrer Bachelorthesis mit dem Titel „Dekoloniale Perspektiven auf Trauma“, zu der sie sich in ihrer hier abgedruckten Rede, die am 8. November während der Graduationsfeier stellvertretend verlesen wurde, eingehender äußert.

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bedanke mich bei Frau Dieterich, Frau Bonillo, dem Auswahlkomitee und dem DAAD ganz herzlich für die Verleihung des diesjährigen DAAD-Preises. Das ist eine tolle Unterstützung und ich schätze die Chancen, die der DAAD vielen internationalen Studierenden ermöglicht, sehr.

Es ist für mich persönlich bedeutend, zu diesem Zeitpunkt diesen Preis bekommen zu haben. Ein Zeitpunkt, in dem in meinem Land Italien eine neue rassistische und konservative Regierung ins Amt gewählt wurde, die Italien mit der Behauptung einer angeblich drohenden ‚Islamisierung Europas‘ für Geflüchtete schließen will und zentrale Menschenrechte beschränken möchte.

Im Einklang mit dem Motto des DAAD ‚Wandel durch Austausch‘ glaube ich hingegen, dass die Zusammenarbeit zwischen Ländern und Kulturen einen großen Beitrag geben kann, um neue Wege und bessere Haltungen zu finden, um die Gesellschaft offener, fairer und kreativer zu gestalten.

Mit meinem sozialen Engagement im interkulturellen Bereich habe ich immer viel von Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründen gelernt und bin daraus reicher an Skills und Erfahrungen geworden. Sich zu engagieren ist meiner Meinung nach auch eine gute Art und Weise, mein Privileg einer weißen, europäischen, cis, hetero, gesunden Person zu nutzen, um zu lernen, wie man eine gute ‚Alley‘ der Menschen wird, die diese Privilegien nicht haben.

Eines der wichtigen Ziele des DAAD sind Kooperationen, die zu politischem und sozialem Fortschritt beitragen. Es gibt allerdings nur sozialen Fortschritt, wenn die Kooperation fair gestaltet ist. Das ist zwischen Ländern der ‚Ersten Welt‘ und ‚Dritten Welt‘ nicht immer der Fall.

Aus diesem Grund habe ich als Thema meiner Bachelorarbeit ‚Dekoloniale Perspektiven auf Trauma‘ gewählt. Damit möchte ich eine Forschung mit der Fragestellung durchführen, wie psychosoziale Traumaarbeit unter Beachtung einer dekolonialen Perspektive in der heilpädagogischen Praxis aussehen könnte.

Ich glaube, dass soziale Wissenschaften einen wichtigen Beitrag zur Dekolonialisierung des Wissens und der Gesellschaft leisten können und dadurch fairere Gesellschaftsstrukturen möglich werden.

Ich bedanke mich aus diesem Grund noch einmal beim DAAD und der Hochschule für diese großartige Möglichkeit. Ich hoffe, dass meine Kommiliton*innen und Kolleg*innen auch in Zukunft von diesen tollen Unterstützungen profitieren werden.“

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch an Martina Lucchetta und alles erdenklich Gute für ihren zukünftigen Weg!

Foto: privat