Statement zum gescheiterten Refompapier zur Sexualmoral beim Synodalen Weg
Am 8.9.2022 ist in der Vierten Synodalversammlung in Frankfurt der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen - Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ an der fehlenden Zwei-Drittel-Mehrheit der deutschen Bischöfe gescheitert. Das im Forum IV des Synodalen Wegs erarbeitete und dort mit großer Mehrheit angenommene Papier setzt sich mit der katholischen Sexuallehre auseinander, erkennt das große Unrecht an, das vor dem Hintergrund dieser Sexuallehre Menschen angetan wurde und schlägt Weiterentwicklungen vor, um zukünftig Gewalt, Missbrauch und die rigide moralische Verurteilung menschlicher Lebenswelten zu vermeiden.
Die in dem Papier getroffenen Aussagen geben richtungsweisende Bekenntnisse ab – zu einer Sexualität, die als Geschenk Gottes verstanden wird und nicht als ein Ort, in dem Menschen mit strengen traditionellen Moralvorstellungen bevormundet werden, zu einer Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identität, die Menschen einbindet, in dieser Vielfalt respektiert und akzeptiert und nicht ausgrenzt und abwertet, und auch zur Akzeptanz von Lebensbrüchen, die dazu führen können, dass Partnerschaften auseinandergehen und neu geschlossen werden.
Dieses wichtige Papier, um das viele Monate gerungen wurde, in das hunderte Stunden Arbeit gesteckt wurde, das von über 80 Prozent der anderen Mitglieder des Synodalen Weges angenommen wurde und das zeigt, dass die Katholische Kirche reformfähig und reformwillig sein kann, ist gescheitert, weil ein Teil der Bischöfe sich nicht dazu bekennen kann.
Das schmerzt und enttäuscht und macht sprachlos. Es zerstört die Hoffnung auf eine Reform der Kirche, die nah bei den Menschen ist, ihre Würde, ihre Vielfalt und ihre Selbstbestimmung achtet und wertschätzt. Es ist ein schwerer Rückschlag auch für den Synodalen Weg, der doch ein Bekenntnis zu einem gemeinsamen Weg zwischen Laienchrist*innen, Ordensmenschen und Klerikern sein soll, um die Katholische Kirche als einen Ort zu gestalten, in dem sich alle Menschen angenommen und geachtet fühlen.
Foto: David Ausserhofer
Der Synodale Weg - Reformprozess der Katholischen Kirche
Nach dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Deutschland beschlossen die Bischöfe 2019 auf ihrer Frühjahrsvollversammlung einen Synodalen Weg. Gemeinsam mit allem Gläubigen wollen Sie notwendige Reformen zu den Themen Machtmissbrauch, Sexualmoral, Zölibat und Rolle der Frau erarbeiten. Die Vierte Synodalversammlung tagte vom 8. bis 10. September 2022 in Frankfurt am Main.